Um es vorweg zu sagen: Die Ferngebliebenen haben eine Sensation verpasst, die Anwesenden werden den fulminanten Abend nie vergessen!
Eigentlich war „The Music of Scotland – Reise nach Schottland“ als Neujahrskonzert geplant. Die Pandemie hat die Aufführung in die Tirschenreuther Gartentage verschoben. Regelmäßig zu Gast in der Kreisstadt, bot das hervorragende Ensemble auch am vergangenen Samstag ein abwechslungsreiches, kurzweiliges Pro-gramm der Extraklasse. In der ersten Hälfte begeisterten sie das Publikum mit Opernarien, Musicalmedleys und sogar einem englischen Schlager von Richard Tauber, vorgetragen vom beeindruckenden, stimmgewaltigen Bariton Richard Morrison – eine Entdeckung, die man sich merken muss. Als gebürtiger Schotte war er die ideale Besetzung für diese musikalische Exkursion in den nördlichsten Teil der britischen Insel.
Nach der Pause änderten sich Garderobe und Stil: Die Musiker kehrten leger und ohne Jacketts an ihre Plätze zurück, der Sänger erschien in so elegantem wie schnittigem Schottenrock, komplett mit Wams, Wadlstrümpfen und traditionellen Schnürschuhen – zünftiges Pendant zur bayerischen Lederhose mit Haferlschuhen. Nun wurden hauptsächlich schottische Volkslieder und Tänze zum Besten gegeben, zu denen Morrison flotte Highland-Sprünge und Tanzschritte im wippenden Tartan-Faltenrock einlegte – zur wachsenden Begeisterung des Publikums, das nun kräftig klatschend den Takt begleitete.
Mitreißendes Entertainment
Hinreißend moderiert und aufschlussreich erläutert wurde der ganze Abend vom gut gelaunten britischen Dirigenten Russell Harris. Er feuerte seine Musiker genau-so humorvoll an wie das Publikum, die Stimmung stieg rasant. Harris ließ sich selbst zu amüsanten Tanzschritten und Hüpfern animieren, sehr zur Erheiterung der Gäste.
Krönender Höhepunkt und perfekte Überraschung war gegen Ende der im Programm nicht angekündigte Auftritt des Dudelsackbläsers Duncan Mathew McKelvie, gebürtig aus Inverness, ganz oben in Schottland. Er betrat würdevoll die Bühne un-ter den weit und durchdringend schallenden Klängen des Traditionals „Auld Lang Syne“ (etwa: „Auf die gute, alte Zeit“), der heimlichen Nationalhymne der Schotten, weltweit bekannt und unverzichtbarer Teil zum Beispiel der Londoner Last Night of the Proms. Kein Halten gab es dann im Publikum, als Richard Morris tief bewegt einstimmte und die beiden Schotten im Anschluss einen leichtfüßigen Pas-de-deux auf's Parkett legten. Es folgten überbordende Standing Ovations, begeisterte Pfiffe, Bravos und Jubelrufe – das Kettelerhaus bebte.
Dieses Konzert sollte bald in genau dieser Besetzung und Musikauswahl wiederholt werden – dann vielleicht wirklich als Neujahrskonzert.
Foto: Stadt Tirschenreuth
BU: Die Hofer Symphoniker mit Richard Morrison, Duncan Mathew McKelvie und Russell Harris (stehend, v.l.)