Der vergangene Sonntag war ein besonderer Tag für die Hohenwalder, wurde doch am Nachmittag im Rahmen einer Feierstunde das sanierte Hirthaus an die Einwohner des Tirschenreuther Ortsteils übergeben. Nach der Heiligen Messe mit Stadtpfarrer Georg Flierl richtete Bürgermeister Franz Stahl das Wort an die Anwesenden: „Jeder Ort braucht eine Mitte. Einen Treffpunkt, an dem Menschen zusammenkommen können. Das war die Intension unseres Stadtrates, insbesondere in den ländlichen Bereichen unserer Stadt örtliche Aktivitäten zu unterstützen. So auch in Hohenwald mit der Sanierung des Hirthauses in den vergangenen Jahren. Ich freue mich sehr, dass fast 250 Jahre alte denkmalgeschützte Haus nun der Dorfgemeinschaft als neuen Mittelpunkt übergeben zu können“, sagte Bürgermeister Franz Stahl bei seiner Rede zur feierlichen Einweihung des Gebäudes.
„Großartiges Engagement“
Das Stadtoberhaupt konnte an diesem Tag neben vielen Hohenwalder Familien und Stadtpfarrer Georg Flierl auch zahlreiche weitere geladene Gäste begrüßen, unter anderem Stv. Landrat Dr. Alfred Scheidler, Ortssprecher Johannes Bäuml, Bauoberrat Frank Langguth vom Amt für Ländliche Entwicklung, 2. Bürgermeister Peter Gold, 3. Bürgermeister Norbert Schuller, Mitglieder des Stadtrates, Stadtbaumeister Andreas Ockl, Bauhofleiter Herbert Schertler, Stv. Kämmerer Harald Eckstein sowie Vertreter der am Bau beteiligten Firmen. Musikalisch umrahmt wurde die Einweihung von den Großkonreuther Alphornbläsern und der Großkonreuther Blasmusik.
„Hohenwald hat Zukunft, die Bewohner fühlen sich hier wohl. Die vielen anwesenden Kinder sind dafür das beste Zeichen“, freute sich das Stadtoberhaupt. Der insbesondere Johannes Bäuml, dem ehemaligen Ortssprecher Johann Schmid und dem damaligen Stadtrat Bernhard Bäuml für deren großartiges Engagement im Rahmen der Sanierung dankte. Sie hätten viele Bewohner von dem Projekt begeistert – und über die Jahre gemeinsam herausragend viele Eigenleistungen erbracht.
Besondere Geschichte des Gebäudes
Das Hohenwalder Hirthaus ist eines der letzten in der Oberpfalz – und einmalig in der Region. Es war eine Art Genossenschaftshaus in Dorfeigentum, das einem Hirten überlassen wurde – und ist gleichzeitig auch ältestes Zeugnis des Dorfes Hohenwald. Die Zahl 1776, sichtbar an einem alten Holzbalken, verweist auf das wahrscheinliche Baujahr.
Nach dem Ende der Hirtentradition um 1945 wohnten bis zu zehn Heimatvertriebene auf den rund 38m². Im Stadtarchiv gefundene Protokolle des Hohenwalder Gemeinderates werfen ein anschauliches Schlaglicht auf die damaligen Wohnverhältnisse wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges:
Auszug aus dem Protokoll der öffentlichen Sitzung von Sonntag, 12. Februar 1949: „Herr S. von Hohenwald hat einen Antrag auf Umbau der noch nicht ausgebauten Hälfte des Hirthauses für Wohnzwecke eingebracht und beantragt, ihm den Wohnraum nach Ausbau zur Verfügung zu stellen, da seine derzeitige Wohnung für seine Familie, die aus 7 Personen besteht, völlig unzureichend sei. Der Antrag wurde gebilligt und der Ausbau in Aussicht gestellt.“
Auszug aus dem Protokoll der öffentlichen Sitzung von Sonntag, 15. Februar 1953: „Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass die Baumaterialien zur Instandsetzung des Gemeindehauses (Hirthauses) zum Zwecke der Unterbringung von zwei Familien von der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Der Einbau des elektrischen Lichtes in das Gemeindehaus wurde angesichts des angespannten Ge-meindefinanzhaushaltes abgelehnt.“
Auszug aus dem Protokoll der öffentlichen Sitzung von Sonntag, 19. Januar 1956: „Der Herr Bürgermeister gab bekannt, dass das Gemeindehaus (Hirthaus) gegen eine Anschlussgebühr von 250 DM nunmehr an das Ortsnetz angeschlossen und mit elektrischem Licht ausgestattet sei. Die monatliche Miete von Herrn H. werde um 2,50 DM auf nunmehr 12,50 DM erhöht.“
Das Hirt- bzw. Gemeindehaus wurde dann noch bis in die 1990er Jahre bewohnt.
Chronologie der Baumaßnahmen
Bauphase I
2005/2006: Gebäudesicherung mit Sanierung des Dachstuhls sowie Baubeginn für einen neben dem Hirthaus befindlichen Stadl, der im Jahr 2008 fertiggestellt wird.
Bauphase II
2017-2021: Beinhaltete unter anderem Trockenlegung innen und außen, Neuverlegung von Strom und Wasser, Abgrabungen innen und außen für entsprechende Raumhöhe, neuen Putz und Innenausbau
Das Hirthaus verfügt nun auf rund 38m² über drei komplett nutzbare Räume: Kü-che, Aufenthaltsraum und kleinen Lagerraum.
Kosten und Förderung
Gesamtkosten: rund 264.000 EUR (ohne geplanten Rastplatz), davon Förderung:
• Amt für Ländliche Entwicklung 130.900 EUR,
• Bayerisches Landesamt für Denkmalschutz 20.000 EUR,
• Landesstiftung 18.800 EUR,
• Bezirk Oberpfalz 11.800 EUR,
• Landkreis Tirschenreuth 5.000 EUR,
• Stadt Tirschenreuth 77.600 EUR
Übersicht der an der Sanierung beteiligte Firmen:
• Ingenieurbüro Lehner und Baumgärtner, Tirschenreuth
• Spenglerei Gleißner, Tirschenreuth
• Gmeiner Fliesen Estrich, Tirschenreuth
• Krämer Restaurierung, Tirschenreuth
• Bitterer Kaminofenstudio, Tirschenreuth
• Schreinerei Weiß, Mitterteich
• Fa. Roth Baumeisterarbeiten, Bärnau
• Schreinerei Scharnagl, Mähring
• Zimmerei Kraus, Mähring
• Stefanie Löw und Patrick Reichmann Restaurierungen, Nürnberg
Foto 1: Stadt Tirschenreuth
BU: Franz Stahl (l.) überreichte Johannes Bäuml (r.) zur Einweihung einen symbolischen Schlüssel und eine neue Stadtchronik.
Foto 2: Stadt Tirschenreuth
BU: Stadtpfarrer Georg Flierl bei der Heiligen Messe
Foto 3: Stadt Tirschenreuth
BU: Mit dem sanierten Hirthaus (r.) und dem Stadl (l.) hat Hohenwald nun einen neuen und einladenden Mittelpunkt.