Die Corona-Pandemie hat Deutschlands Städte und Gemeinden wieder fest im Griff. Die Ansteckungsgefahr für Ältere steigt, viele fürchten neue Isolation. Für kommunal Verantwortliche ist es nicht einfach, die ältere Bevölkerung im Ausnahmezustand zu erreichen – und zu schützen vor dem Virus wie vor den Auswirkun-gen der Kontaktsperre.
Eine qualitative Befragung der renommierten Hamburger Körber-Stiftung und des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung stimmt jetzt aber optimistisch. In der ersten Phase der Pandemie haben sich viele Kommunen als innovative Krisenmanager bewährt und Lösungen für die Versorgung und soziale Einbindung ihrer älteren Bewohner geschaffen. Nun können sie auf entwickelte, lokale Ökosysteme bauen: Kommunikation und Kooperation in überschaubaren Räumen, gewachsene Strukturen und Netzwerke.
Mit solchen Strategien haben die Bürgermeisterämter, Sozialdezernate und Altersr-ferate in der Krise vielerorts Neues geschaffen: zum Beispiel Fenstergespräche in der Kasseler Altenhilfe, eine Pflegetour nur für positiv Getestete in Freiburg im Breisgau, Digital Cafés für Seniorinnen und Senioren in Halle an der Saale oder auch Hilfsangebote der Tirschenreuther Institution Leben plus.
Kommunale Innovationsfreude: der deutsche „Flickenteppich“ als Schatz
Was sich im Altersmanagement bewährt hat, taugt sogar zum Vorbild für lokales Innovationsmanagement insgesamt, finden Karin Haist, Leiterin der Projekte demografische Zukunftschancen in der Körber Stiftung, und Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Die Kommunen sind ein guter Nährboden für Innovationen, analysieren die beiden Demografieexpertinnen. Sie führen das auch auf die Subsidiarität zurück, das Prinzip der Verantwortung der kleineren Einheit: „Dass Deutschland im internationalen Vergleich bis Herbst 2020 gut durch die Corona Krise kam, ist nicht nur dem funktionierenden Gesundheitssystem und den staatlichen Sicherungsmaßnahmen zu verdanken, sondern auch der kommunalen Innovationsfreude.“ So sind an vielen Orten unterschiedlichste Lösungen entstanden – der viel gescholtene „Flickenteppich“ entpuppt sich als riesiger Schatz.
Fachtagung ermutigt Kommunen zur Verantwortung in der Pandemie
Das Altersmanagement der Kommunen in der Corona-Pandemie stand auch im Mittelpunkt des 11. Körber Demografie-Symposiums Anfang November. Das Thema der digitalen Fachtagung für lokale Entscheider und Entscheiderinnen: „Disruption und Innovation. Wie Corona die altersfreundliche Stadt verändert.“
Ursprünglich in Hamburg geplant, fand die Fachtagung aber nun im Rahmen einer Videokonferenz statt. Kompetenter Gesprächspartner der Veranstaltung war auch Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl, der ausführlich über das Engagement der Stadt im Hinblick auf die Eindämmung der aktuellen Pandemie berichtete. Aber auch auf die zahlreichen Unterstützungsleistungen von Vereinen, Unternehmen und Institutionen wie dem sozialen Netzwerk Leben plus hinwies, die in dieser herausfordernden Zeit zahlreiche Hilfebedürftige begleitet und betreut hätten – und dies bis heute tun würden. „Darauf bin ich sehr stolz – und ich kann allen, die sich seit Monaten dafür stark machen, nur von Herzen danken“, so Franz Stahl.
Foto 1: Körber-Stiftung, Claudia Höhne
BU: Moderatorin Karin Haist im Austausch mit Teilnehmern der Fachtagung. Gefragter Gesprächspartner ist auch Bürgermeister Franz Stahl.
Foto 2: Stadt Tirschenreuth
BU: Bürgermeister Franz Stahl ist live aus seinem Dienstzimmer zugeschaltet.