"Wir halten uns an alle gesetzlichen Vorgaben": Emotionale Reaktion des Bürgermeisters auf das Verhalten der "Besucher" im Engelmannsholz (Artikel im Neuen Tag vom 16.4.2021)

Der Neue Tag
Freitag, 16.04.2021


Franz Stahl: "Wir halten uns an alle gesetzlichen Vorgaben"


Bürgermeister bemängelt das Verhalten der "Besucher" im Engelmannholz - Nie Kontakt zur Stadt aufgenommen - Sehr emotionale Reaktion des Rathauschefs

Tirschenreuth. (ws) Franz Stahl hat sich mit Leib und Seele seinem Amt verschrieben. Eine Reaktion auf die zurückliegenden Besichtigungen im Engelmannholz kann da nicht ausbleiben.


Dem Tirschenreuther Bürgermeister ist die wirtschaftliche Entwicklung ein besonderes Anliegen, aber auch die Lebensqualität im Ort. Stets sucht er dabei den Dialog. In Sachen Ziegler-Werk vermisst er eben dieses Gespräch mit den Naturschützern. Kontakt mit der Stadt sei von den Kritikern nicht aufgenommen worden, so Stahl.

Keinen Kontakt zur Stadt

Die zurückliegenden Besuche der Vogel- und Naturschützer im Gebiet der geplanten Ansiedlung der Ziegler-Group sieht Stahl sehr kritisch. Nicht weil hier Anmerkungen vorgenommen wurden, sondern weil dies stets im medienwirksamen Alleingang erfolgt sei. "Mit uns hat keiner Kontakt aufgenommen", kritisiert Stahl in einem Gespräch mit Oberpfalz-Medien.

Dabei stört sich der Bürgermeister auch nicht unbedingt an den negativen Äußerungen der Natur- und Tierschützer am Standort. Doch die sollten sich in den aktiven Prozess mit einbringen und selber auch konkrete Vorschläge für alternative Flächen machen.

Bei den Argumenten für und wider will der Bürgermeister kein weiteres Mal in die Diskussion einsteigen. Hier habe sich die Stadt bereits äußerst aufgeschlossen gezeigt und die maximale Transparenz gewährleistet. "Wir halten uns an alle gesetzlichen Vorgaben", schildert der Bürgermeister den Verfahrensstand für die Erstellung des Bebauungsplans. Und in den kommenden Monaten würden alle Themen mit den Verbänden und Fachstellen aufgearbeitet.

"Tross der Nein-Sager"

Doch die zurückliegenden Vorgänge reißen den Bürgermeister auch zu einer emotionalen Reaktion hin. Für ihn entsteht der Eindruck, dass ein "Tross der Nein-Sager" durch Bayern reisen würde und sich gegen alle Vorhaben wende. Dabei sieht Stahl in den Bemühungen der Stadt kein Fehlverhalten. "Wir wollen das Beste für die Entwicklung der Region, wir machen nichts Widerrechtliches!" Doch wünscht sich der Bürgermeister halt auch einen offenen Austausch der Argumente. Aktuell würde man nur im Nachgang von den verschiedenen Terminen erfahren. Es wäre Sache des Anstands, den Kontakt zu suchen. Damit gewinnt Stahl den persönlichen Eindruck, dass hier Einfluss auf die Politik der Kommune genommen wird, von Leuten die nicht den Sachverhalt kennen. Es sei das höchste Gut und auch die Verpflichtung einer Kommune, die Planungshoheit zu wahren. Und dazu gehöre nicht nur die Planung von Kindergärten oder Schulen, sondern auch von Entwicklungsgebieten.

Um Stadtentwicklung bemüht

Aktuell würde versucht, der Stadt etwas Negatives zu unterstellen, "obwohl wir alle gesetzlichen Vorgaben einhalten", kommentiert Stahl. Und der Bürgermeister stellt sich die Frage, ob sich die Vertreter der Naturschutzgruppe schon einmal das Stadtentwicklungskonzept und die örtlichen Gegebenheiten angeschaut hätten. Als Teil seiner Diskussionskultur beschreibt Stahl, dass man nicht nur fordern könne, sondern auch Alternativen anbieten müsse. Auch hat er den Wunsch, dass man die Situation besser abwägen müsste. "Das ist der ganz normale Umgang untereinander."

"Wo waren die Leute vor 10 oder 20 Jahren, als Tirschenreuth wirtschaftlich schwere Zeiten erlebte?", fragt Stahl. Keiner habe sich hier in die Bemühungen um die Stadtentwicklung eingebracht, habe Unterstützung geboten, erinnert sich der Rathauschef. Keine Reaktion sei aber auch zu vielen Bemühungen erfolgt, wie die Ausweisung von Grünflächen oder Storchenwiesen. "Ich habe fast den Eindruck, dass es nicht gewollt ist, dass sich die nördliche Oberpfalz positiv entwickelt", zieht Stahl eine sehr persönliche Bilanz zu den Besuchern aus Nürnberg oder München. Dabei gehe es auch darum, einem ökologisch und der Region verbundenem Unternehmen eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung zu geben.

Natürlich will Stahl nicht widersprechen, dass eine Region wie Tirschenreuth profitieren würde. Doch mit dem Geld würde auch die Infrastruktur der Kommunen unterhalten, wie etwa der Bau von Kindergärten. Und natürlich würde die Stadtentwicklung vorangebracht. In einer sehr emotionalen Reaktion geht Stahl auf die jüngsten Besuche in Engelmannholz ein. Er macht dafür aber halt auch sein engagiertes Eintreten für die Stadtentwicklung verantwortlich. Gleichzeitig erneut er das Angebot zum Dialog, bittet aber auch eindringlich, den Kontakt zu suchen.


Foto oben links: (C) Stadt Tirschenreuth
BU: Auf dieser Fläche, gelegen zwischen B15 und Rothenbürger Straße, soll im Zuge  der geplanten Unternehmensansiedlung unter anderem eine Musterhaussiedlung entstehen. 

Foto oben rechts: (C) Stadt Tirschenrruth
BU: Bürgermeister Franz Stahl