Im Sommer 1219, genau vor 800 Jahren, wurde sie fertig: die Abzugsanlage am neugebauten unteren Stadtteich. Drei Sommer lang haben täglich mehr als 100 Fronbauern des Klosters Waldsassen daran gearbeitet, einen 80 Meter langen Kanal in den harten Oberpfälzer Granit zu schlagen. Mit Hammer, Brecheisen und Meißel haben sie Fantastisches geleistet. 80 m lang, 2,50 breit, bis zu 8 m tief wurde dieses Bauwerk, das heute noch seines Gleichen sucht und als Meisterwerk des Teichbaus im Hochmittelalter zählt. 500 qm Stein wurden herausgearbeitet. Die gleiche Menge, die knapp 550 Jahre später für den Bau der Fischhofbrücke gebraucht wurde. Einfach unglaublich! Die Fertigstellung der Abzugsanlage symbolisierte einst übrigens auch den Aufstieg des Klosters Waldsassen zu einem reichsunmittelbaren Kloster. Und Tirschenreuth, die Stadt der Äbte, auf einer Insel in den Stadtteichen gelegen, entwickelte sich zum Zentrum des Stiftlandes, das es heute noch ist.
Kostenlose Führungen am Nachmittag
Beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals am Sonntag, den 8. September, besteht die Möglichkeit, die ansonsten verschlossene historische Abzugsanlage am Nachmittag von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen. Selbständig – oder jeweils um 14, 15 und 16 Uhr im Rahmen einer unterhaltsamen Führung mit Gästeführer Thomas Sporrer.
Tipp: Der Fischhof mit seiner steinernen Bogenbrücke, die unlängst von den Antenne Bayern-Hörern zur schönsten Brücke Bayern gewählt wurde, öffnet am 8. September auch seine Tore. Dort finden ebenfalls von 14 bis 16 Uhr Führungen statt – und erwartet die Besucher eine kleine kulinarische Stärkung.
Foto und Artikel: Thomas Sporrer
BU: Meisterwerk: die 800 Jahre alte Abzugsanlage des Unteren Stadtteichs