Nach zweijähriger Bauzeit wurde gestern die historische Fronfeste als neuer Tirschenreuther Lernstandort wiedereröffnet. Zur Einweihung konnte Erster Bürgermeister Franz Stahl zahlreiche Gäste begrüßen, unter anderem den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler, Landrat Wolfgang Lippert, Architekt Peter Brückner von Brückner & Brückner Architekten, den Präsidenten der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) Prof. Dr. Wolfgang Baier, den Präsidenten der Hochschule Landshut Prof. Dr. Karl Stoffel sowie Stadtpfarrer Georg Flierl und Pfarrerin Dr. Stefanie Schön. „Das ist ein großartiger Tag für Tirschenreuth. Denn mit der Einweihung des von Grund auf sanierten Gebäudes und dem dort in Kürze beginnenden Studienbetrieb ist unsere Stadt nun auch Wissenschaftsstandort“, so das Stadtoberhaupt in seiner Begrüßungsrede. Am 21. März 2020 starten am neuen Lernstandort inmitten der Tirschenreuther Innenstadt die berufsbegleitenden Studiengänge „Soziale Arbeit“ der OTH Regensburg sowie „Wirtschaftsingenieurwesen Energie und Logistik“ der Hochschule Landshut.
„Tirschenreuth macht vor, wie Ressourcen und Potenziale vor Ort genutzt werden können, um jungen Menschen in der Region attraktive berufliche Perspektiven zu bieten. Als Wissenschafts- und zugleich Kunstminister freut es mich enorm, dass wir mit diesem Projekt auch ein historisches Denkmal erhalten und mit neuem Leben füllen können“, lobte Bernd Sibler.
„Es begann mit einem Grußwort im Jahresbericht 2014 der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. Darin schrieb Präsident Prof. Dr. Wolfgang Baier, dass er die Zusammenarbeit mit den Regionen sucht. Dies wurde von mir sofort bei einem persönlichen Gespräch in Regensburg angeboten. Dabei entstand die kreative Idee, dass sich Tirschenreuth als Partner für einen dezentralen Lernstandort sehr gut eignen würde. Bereits ein Jahr später kam es zur Vertragsunterzeichnung. Im Herbst 2016 startete dann schon der erste Studiengang ‚Soziale Arbeit‘ im Gebäude der Tirschenreuther Kolping-Berufshilfe in der Heisenbergstraße“, erinnerte sich Franz Stahl in seiner Ansprache.
Schnell wächst die Anzahl der Studenten von zehn im Jahr 2016 auf 35 im Jahr 2020. Die Absolventen dürfen neben dem Titel „Bachelor of Arts (B.A.)“ die Berufsbezeichnung „Staatlich anerkannte Sozialpädagogin“ oder „Staatlich anerkannter Sozialpädagoge“ führen. Auch bietet der Studiengang die Voraussetzung für ein weiterführendes Masterstudium. Prof. Dr. Wolfgang Baier war vom neuen Lernstandort begeistert. „Die renovierte Fronfeste ist ein Schmuckstück geworden. Sie wird unserem
erfolgreichen Studiengang Soziale Arbeit einen tollen Rahmen bieten. Mit einer hochmodernen Ausstattung wird nun auch virtuelle Lehre in einem historischen Gebäude möglich sein.“
Neu: Bachelor of Engineering
Gutes spricht sich schnell herum. Und so kam im Jahr 2018 Prof. Dr. Karl Stoffel, Präsident der Hochschule Landshut, mit Bürgermeister Franz Stahl ins Gespräch. Sehr schnell war klar: Die Hochschule Landshut möchte sich ebenfalls in Tirschenreuth engagieren. Denn zu dieser Zeit war der Ausbau der historischen Fronfeste schon weit fortgeschritten – und es zeichnete sich ab, dass dort sehr gut noch ein weiterer Studiengang etabliert werden könnte.
Zur großen Freude aller Beteiligten stimmte das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst dem ambitionierten Vorhaben im Jahr 2019 zu. Gemeinsam mit den Studenten der OTH beginnen somit in wenigen Tagen auch die ersten neun Studenten der Hochschule Landshut ihren berufsbegleitenden Bachelorstudiengang „Wirtschaftsingenieurwesen Energie und Logistik“. Nach erfolgreichem Abschluss des dezentralen Studiums dürfen die Absolventen den Titel „Bachelor of Engineering“ führen. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir in Zukunft mit unserem dritten digitalen Lernort auch in Tirschenreuth Interessierten die Möglichkeit bieten, neben Beruf und Familie in der Region einen Hochschulabschluss im Wirtschaftsingenieurwesen zu erwerben“, sagte Prof. Dr. Stoffel.
Altes Bewahren, neues Gestalten
„Die architektonischen, künstlerischen und baumeisterlichen Auseinandersetzungen mit diesem historischen Baustein sind für uns und unser Team eine besondere Bauaufgabe und ein Herzensprojekt. Hier geht es um weit mehr als um Gestalt, Funktion und Technik. Bei diesem Gebäude galt es, das Gestern mit dem Heute und dem Morgen zu verbinden. Es galt, sensibel und verantwortungsvoll mit dem Erbe umzugehen, Respekt vor der echten Substanz zu haben und die wertvollen, historischen Wurzeln wahrzunehmen, einzubinden und weiterzuentwickeln“, erläuterte Peter Brückner.
Ganze Region profitiert
Das Thema Bildung ist ein wesentlicher Faktor der Tirschenreuther Stadtentwicklung. Alleine für den Um- und Ausbau der Fronfeste zum neuen digitalen Lernstandort hat die Stadt rund 5,8 Mio. EUR in die Hand genommen. Geld, das eine Investition in die Zukunft einer ganzen Region ist. Denn mit den beiden berufsbegleitenden Studienangeboten bietet Tirschenreuth herausragende Möglichkeiten, sich wohn- und arbeitsplatznah beruflich weiter zu qualifizieren. Und das auf Basis modernster Blended-Learning-Lehrmethoden, also der Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen und E-Learning-Modulen, sowie bester medialer Ausstattung mit interaktiven Touch-Screens und professionellen Video-Konferenz-Systemen. Das sehen auch die hier ansässigen Unternehmen so, die im Rahmen von Infoveranstaltungen bereits großes Interesse an beiden Studiengängen signalisiert haben.
Studieren in Tirschenreuth: Ansprechpartner
Stadt Tirschenreuth: Harald Eckstein, Stv. Kämmerer und Bildungskoordinator
Kontakt: Tel. (09631) 609 21, E-Mail harald.eckstein@stadt-tirschenreuth.de
OTH Regensburg: Jana Faerber, Fakultätsreferentin Berufsbegleitender Bachelor Soziale Arbeit. Kontakt: Tel. (0941) 943 9280, E-Mail jana.faerber@oth-regensburg.de
Hochschule Landshut: Karin Stieg, Koordinatorin Berufsbegleitender Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen Energie + Logistik. Kontakt: Tel. (0871) 506 495, E-Mail karin.stieg@haw-landshut.de
Foto: Stadt Tirschenreuth / M. Streich
BU: Christian Brückner von Brückner & Brückner Architekten, Prof. Dr. Karl Stoffel, Prof. Dr. Wolfgang Baier, Peter Brückner, Franz Stahl, Bernd Sibler, Wolfgang Lippert und MdB a.D. Reiner Meier beim Banddurchschnitt (1.R., v.l.)