Die Demografische Entwicklung, Leerstände in den Innenstädten, die Verbesserung der örtlichen Infrastruktur. Fragen die nicht nur Städte und Gemeinden im gesamten Bundesgebiet, sondern insbesondere die Region der nördlichen Oberpfalz betreffen. Beim Bundeskongress „Starke Klein- und Mittelstädte – Städtebauförderung im ländlichen Bereich“ wurden diese Problemlagen nicht nur aufgezeigt und diskutiert, sondern auch positive Lösungsansätze vorgestellt. Dazu zählt auch das Stadtentwicklungskonzept der Stadt Tirschenreuth, das bei diesem Fachkongress, an dem über 400 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet teilnahmen, durch Bürgermeister Franz Stahl vorgestellt wurde.
In seinem Eingangsstatement betonte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, dass gerade die betroffenen Städte die entsprechende Kreativität und Innovation haben, sich diesen Problemen zu stellen und zahlreiche Lösungsansätze bieten. Die durch die Städtebauförderung bereitgestellten Mittel sah Ramsauer als zwingend erforderlich, um Beispielstädte wie Tirschenreuth auch in Zukunft bei den Umsetzungsbemühungen finanziell gut auszustatten. Seit über vierzig Jahren unterstützt die Bundesregierung die Gemeinden und Städte in Deutschland bei der Bewältigung großer Herausforderungen in der Stadtentwicklung. Die Programme setzen gezielt bei akuten Problemen an, die durch die einzelnen Gemeinden nicht mehr allein bewältigt werden können. Die Stadt Tirschenreuth, so Ramsauer, sei ein hervorragendes Beispiel, wie mit einer gezielten Strategie die Problemlagen nicht nur erkannt und Lösungsansätze aufgezeigt würden, sondern vor allem mit einer dynamischen und aktiven Umsetzung Beispielprojekte vorgezeigt werden können.
Auf Einladung des Bundesbauministeriums und auf Vorschlag der Obersten Baubehörde in München wurde Tirschenreuth als Beispielstadt für den Kongress ausgewählt und Bürgermeister Franz Stahl die Möglichkeit gegeben, im Rahmen einer Diskussionsrunde das Stadtentwicklungsmodell Tirschenreuth den Kongressteilnehmern vorzustellen. Stahl zeigte dabei die Problemlage von Tirschenreuth auf. Der Zusammenbruch der Porzellanindustrie in den 80er Jahren, die demografische Entwicklung und die besondere Situation der Grenzlage sind Herausforderungen, denen sich Tirschenreuth stellen musste. Als Lösungsansätze für diese Probleme entwickelte Tirschenreuth in den vergangenen Jahren einen Fahrplan für die Zukunft , das so genannte „Stadtentwicklungskonzept“, kurz SEK, ist der „Rote Faden“. Mit einer verstärkten Lebensqualität will Tirschenreuth die Aufgaben der Zukunft meistern. Stahl sprach die Bereiche Wirtschaft, Dienstleistung und Verwaltung, Kultur, Tourismus und Stadtplanung an. Erste Erfolge sind bereits zu erkennen. So stellte der regionale Preisindex des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung fest, dass Tirschenreuth in seiner Gesamtsituation die günstigste Stadt Deutschland 2009 ist. Dass dieser Fahrplan aber nicht nur kurzfristig umzusetzen ist, lag Stahl besonders am Herzen. Bei dem SEK handelt es sich vielmehr um ein Konzept, das mittel- und langfristig, also generationsübergreifend zu planen und umzusetzen als Aufgabe dient. Besondere Schwerpunkte liegen dabei in der Attraktivität der Innenstadt. Die Innenstadt als qualitativer Standortfaktor im Bereich Wohnen und als Plattform für Veranstaltungen sollen ein Wohlfühlgefühl schaffen, das die Bürger in Tirschenreuth aktiv nutzen und Menschen aus den umliegenden Regionen anziehen soll. Die erfolgreiche Sanierung des Marktplatzes in den vergangenen Jahren hat dies eindeutig gezeigt. Nach dem Schlagwort „Leben findet InnenStadt“ wurde der Marktplatz zum zentralen Magneten für ein geschäftiges Leben im Herzen von Tirschenreuth.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Planung und Umsetzung der Gartenschau „Natur in Tirschenreuth 2013“. Dies als reine Parklandschaft zu planen, ist für Stahl nicht das Ziel. Vielmehr sollen auf historischer Grundlage der Fischhof und die Fischhofbrücke mit dem Stadtteich Ost eine attraktive Situation darstellen. Dabei spielt auch die Beseitigung städtebaulicher Defizite eine nicht unwesentliche Rolle. Mit der Beseitigung der Brachflächen „Lang“ und „Schels“ zeigt Tirschenreuth, wie Städtebaumittel richtig eingesetzt werden. Dass eine Gartenschau auch Kauf- und Wirtschaftskraft in eine Stadt bringt, zeigen die bisherigen Beispiele. So ist im Rahmen der Gartenschau der Neubau eines 40 Betten-Hotels durch einen privaten Investor vorgesehen. Also ein Projekt, dass nicht nur der jetzigen Generation Lebensqualität verspricht, sondern auch für die Zukunft als beispielgebendes Stadtentwicklungskonzept Bestand haben wird.
Als zusätzlicher Meilenstein wurde vom Bundesbauministerium auch die Revitalisierungsmaßnahme des Bahnhofs-Areals diskutiert. Interessiert verfolgten die Teilnehmer die Ausführungen von Franz Stahl zu diesem Thema. Von den Schwierigkeiten des Ankaufes, der Beseitigung der Bodenverunreinigungen bis zur Beplanung des Grundstückes mit Verwaltungsbehörden. Stahl dankte dabei auch Herrn Bundesminister Ramsauer für seine Unterstützung, dass die Verlagerung des Amtes für ländliche Entwicklung von Regensburg nach Tirschenreuth jetzt endlich umgesetzt wird. Dem Bundesminister wurde durch Bürgermeister Stahl die Vollzugsmeldung mitgeteilt, dass der Bebauungs- und Flächennutzungsplan rechtskräftig, die Grundstücksgeschäfte vollzogen und Ende Juli mit der Umsetzung der Verkehrserschließung begonnen wird. Gerade mit der Planung und Revitalisierung der Brachfläche am Bahnhof in Tirschenreuth sieht das Bundesbauministerium den Erfolg der eingesetzten Mittel. Stahl betonte besonders, dass es unbedingt in der Planungshoheit der Stadt liegen muss, solche Flächen nach den Vorgaben der Kommunen zu entwickeln.
Abschließend sprach sich Stahl für die Fortführung der Städtebaufördermittel aus. Eine Streichung würde viele Städte, auch in der Region, bei der Beseitigung der Problemsituationen behindern und Stagnation wäre die Folge. Bei einem Vier-Augen-Gespräch mit Franz Stahl stellte der Bundesminister die weiteren Ziele und die finanzielle Ausstattung der Länder durch den Bund vor. Beide waren gleicher Meinung, dass diese Geldmittel effizient eingesetzt, zielgerichtet in konjunkturschwache Regionen fließen und die Kreativität der Städte vor Ort nicht durch Verwaltungsauflagen behindert werden sollte. Bei dem gemeinsamen Gespräch sicherte der Minister Bürgermeister Stahl zu, sich persönlich über die städtebaulichen Maßnahmen vor Ort in Tirschenreuth zu informieren und einen Besuch in der Kreisstadt einzuplanen.