Der Strom der Zeit fließt schneller als noch vor ein paar Dekaden – im Urlaub heißt das: Smartphone zücken, Bilder knipsen, weiter. Die bildhaften Eindrücke vergammeln dann oft auf der Speicherkarte im Handy. Der Gegenentwurf dazu heißt: „Rudolf Jäger: unterwegs…“ So beschrieb es Bürgermeister Franz Stahl bei der Ausstellungseröffnung im MuseumsQuartier Tirschenreuth.
Rudolf Jäger reist mit seiner Staffelei um die Welt, er nimmt erst Platz und dann wahr – seine entschleunigten Eindrücke hält er in den Aquarellen fest. Moskau, Marokko, Marktplatz Tirschenreuth – alle diese Motive finden sich in der aktuellen Sonderschau. Die Malerei von Rudolf Jäger ist dabei purer Realismus. Er zeigt die Welt wie sie ist und sagt selbst: "Niemand muss vor meinen Bildern stehen, sich das Kinn kraulen oder auf dem Brillenbügel kauen." – Plump ist die Malerei von Rudolf Jäger dabei keineswegs, das betonte Laudator Thomas Rode. "Der Flirt ist das Aquarell der Liebe", zitierte Rode und erklärte sich damit, dass die Leichtigkeit der Pinselstriche in Jägers Bildern den Betrachter so beglücke, dass man stets mehr haben wolle.
Ein Wunsch, dem das MuseumsQuartier bis Ende Juni nachkommt, denn gezeigt werden über 30 Werke mit Signatur Jäger. Fast alle sind aus den jüngsten Jahren 2017-2019. Ein paar Ausnahmen gibt es und daran lässt sich erkennen, dass sich der Malstil von Rudolf Jäger in den vergangenen Jahren etwas verändert hat.
Die Konturen sind etwas schärfer geworden, die Linien im Hintergrund konkreter – der bereits erwähnte unbedingte Hang zum Realismus prägt also auch die Malerei zusehends. Das ist spannend, weil der Tirschenreuther Rudolf Jäger schon seit 1988 phänomenal gut malt. Seit vielen Jahren zeigt das MuseumsQuartier seine Bilder im Rahmen der wiederkehrenden Ausstellungen des Kunstvereins. Die längst fällige erste Einzelausstellung von Rudolf Jäger ist jetzt Wirklichkeit.
Foto: © Stadt Tirschenreuth
BU: Laudator Thomas Rode, Gisela und Rudolf Jäger, Bürgermeister Franz Stahl (v.l.)